Hier hat ja nun schon eine Weile nichts stattgefunden, aber dafür gab es einen Grund: Urlaub!
Der Vater-/Männertag stand mal wieder vor der Tür und wie schon in den Jahren zuvor verschlug es mich zu meinem “Liebligsschwager”, um gemeinsam mit seiner Truppe durch Mittelfranken zu marodieren. Und so fuhren wir bereits am Sonntag vor Maria Himmelfahrt in Richtung Rothenburg ob der Tauber.
Abgesehen vom Männertrip stand aber erst mal ein anderes Highlight für mich an: eine Radtour quer durch die Region. Zuerst wollte ich mich mit Komoot gut vorbereiten und mir einige Strecken aufs Handy laden, entschied mich letzten Endes dann aber doch dafür es einfach so zu machen, wie ich es am liebsten mache: einfach losfahren und an jeder Kreuzung spontan entscheiden, ob ich links oder rechts abbiege.
Zuerst wollte ich von unserem kleinen beschaulichen Dörfchen in das schöne Rothenburg fahren, das als eine der schönsten Städte Deutschlands gilt (zu recht!). Aber schon hier bin ich von den bekannten Pfaden abgewichen und habe mich über Wegweiser auf einem neuen Weg in die Stadt leiten lassen. Ich war mir nicht sicher, ob man in der Altstadt radeln darf, deswegen bin ich letztlich nur entlang der Stadtmauern gefahren.
Da ich nicht mit meinem eigenen Pedelec unterwegs war und ich die Reichweite nicht genau abschätzen konnte, mir zudem unsicher war, wie so ein Akku sich bei etwas hügeligerem Gelände verhält, bin ich die ersten 50 Kilometer fast ausschließlich ohne Motor gefahren. Was mir dabei aufgefallen ist (wie auch schon bei einer wenige Tage zuvor gemachten 100-km-Radtour auf “normalem” Fahrrad): das Training im Fitness-Studio kommt mir beim Radfahren wohl echt sehr zugute. Ich trainiere dort echt nicht viel für die Beine, weil ich ja eben so viel Rad fahre nebenbei, aber die ein, zwei Übungen pushen dann doch noch mal ordentlich die Muskulatur. Und so waren Steigungen auf einmal bezwingbar, bei denen ich sonst schon längst die Waffen gestreckt hätte.
Aus Rothenburg herauszufahren war für mich das erste Problem, denn in der Gegend kenne ich mich ü-ber-haupt nicht aus. Dass ein Weg für den PKW-Verkehr gesperrt war, fand ich ja noch ganz angenehm. Dass irgendwann ein Schild mit “Royal Rangers only” am Wegesrand stand, machte mich schon ein wenig nachdenklich. War ich etwa auf dem Weg zu einem Truppenübungsplatz?! Dass aus dem Schotterweg irgendwann nur noch eine Treckerspur im Gras geworden ist, stimmte mich auch nicht hoffnungsvoller. Meine Befürchtung war, dass der Weg irgendwann im hohen Getreidefeld endet, so dass ich den ganzen Weg kilometerlang wieder zurückfahren muss.
Zum Glück war dem nicht so, irgendwann stieß ich wieder auf eine Landstraße und folgte dieser bis nach Adelshofen. Der Name kam mir bekannt vor, schließlich begannen in den letzten Jahren unsere Vatertags-Touren dort mit einem zünftigen Weißwurst-Frühstück. Umso erstaunter war ich nun als ich in den Ort einfuhr und nichts wiedererkannte. “Okay, vielleicht ist das der falsche Ortseingang, fahren wir da mal durch und gucken weiter.” Aber auch am anderen Ende des Ortes wurden keine Erinnerungen wach. Und somit habe ich dann auf die harte Tour gelernt, dass es durchaus einen Unterschied zwischen Adelshofen und dem 14 Kilometer entfernten Adelhofen gibt…
Um mich nicht noch mehr auf unbekanntes Terrain zu wagen, bin ich dann ein Stück auf gleicher Strecke wieder zurück in Richtung Rothenburg gefahren. Den ganzen Tag sah es ein wenig nach Regen aus und ich wollte möglichst vermeiden in der Fremde in ein Gewitter zu kommen, das bei den herrschenden Temperaturen realistisch gewesen wäre.
Also habe ich beschlossen, den Rest der Tour in einem großen Bogen um meinen Startpunkt herum zu fahren. Wie es so meine Art ist, habe ich eigentlich wieder viel zu wenig Fotos gemacht. Hätte ich jedes Mal angehalten wenn ich an einem schönen Ort gewesen bin, hätte die Tour weit länger gedauert. Aber ein paar Schnappschüsse musste ich dann doch machen, dafür ist die Gegend einfach zu schön.
Hier beispielsweise der Ortseingang eines beschaulichen kleinen Dörfchens. Als ich dort ankam, dachte ich: “Nee, das ist ja schon richtig klischee-schön, so wie man sich ein fränkisches Dorf eben so vorstellt”.
Ein kleines Stück weiter führten mich die Wegweiser zu einem Ort, von dem es eigentlich überall viel mehr geben sollte: zu einem Trinkbrunnen. Was wäre das schön, wenn es ein dichtes Netz mit solchen Brunnen geben würde, an denen sich Reisende mal schnell die Wasserflasche auffüllen können. Leider sind diese Stationen zumindest bei uns im Norden sehr selten anzutreffen
Mein Weg führte mich weiter nach Leutershausen, das ich noch von einer Radtour aus dem letzten Jahr kannte. Diesmal bin ich nicht am Ortsrand gewesen, sondern habe herausgefunden, dass es mittendrin einen schönen kleinen See gibt, an dem es sich sicherlich auch hervorragend wohnen lässt.
Die Tour neigte sich ihrem Ende entgegen und da ich zwar Wasser, aber nichts zu essen dabei hatte, schwand so langsam auch die Energie. Letztlich waren es ja schließlich über 100 Kilometer, da kann man ohne Kalorienzufuhr schon mal etwas schwächeln. Entsprechend habe ich dann doch häufiger mal den Motor zugeschaltet. Aber auch der konnte etwas anderes nicht verhindern: so ab Kilometer 80 fängt der Hintern dann erfahrungsgemäß doch an wehzutun.
Für die Family galt ich schon lange als verschollen, denn meine „Bin auf dem Heimweg“-Nachricht wurde aus der fränkischen Einöde nie abgeschickt. Ein Hoch auf das deutsche Mobilfunknetz! Der wahre Horror folgte dann aber als ich wieder zuhause war: es war schon 18 Uhr durch und die liebe Familie hat ohne mich mit dem Grillen angefangen!
Fazit: es war mal wieder eine herrliche Radtour durch eine wunderschöne Gegend. Zwar gibt es in der Ecke nicht so viele Radwege wie hier im Norden, aber da das Gebiet auch nicht so dicht besiedelt ist und man auf einer Landstraße pro gefahrenem Kilometer gut und gerne mal nur einem einzigen Auto begegnet, war es trotz Fahren auf der Landstraße absolut nicht stressig. Gerne wieder. 😉
Es freut mich, dass du eine so wundervolle Zeit im schönen Mittelfranken verbracht hast. Kann mir gut vorstellen, dass es als Zugereister noch einmal herausfordernder ist, die richtigen Strecken zu finden. Denn überall gibt es tatsächlich leider keine Radwege. Die schöne Landschaft entschädigt dann aber doch für vieles… 🙂