Zuerst hatte ich ja gedacht, dass insgesamt zehn Tage Rom vielleicht für eine Städtereise doch ein wenig viel wären. Stellt sich raus: nö. Auch am Abreisetag gab es noch genug Dinge, die wir uns noch hätten anschauen können. Wobei ich dazu sagen muss, dass mein persönlicher Appetit auf Rom erst mal gestillt ist. Klar, schöne Stadt, viele antike Bauten. Nach einiger Zeit nutzt sich das für mich dann aber auch ab, wenn die Sehenswürdigkeiten hauptsächlich Kirchen oder andere alte Gebäude sind. Und spätestens nach dem Besuch im Petersdom kann einen eine noch so schöne Kirche nur noch mäßig beeindrucken, aber davon berichte ich im kommenden Vatikan-Beitrag.
Eine zehntägige Städtereise hat einen ganz großen Vorteil, vor allem wenn sie nicht in einem Hotel, sondern in einem angemieteten Apartment stattfindet: man kann so richtig ausschlafen! Klar, es gibt viel zu sehen, die Stadt wartet auf einen – aber bei so einer langen Aufenthaltsdauer beginnt ein Tag schön stressfrei. Und da man sich das Frühstück selbst macht, drängt einen auch keiner, bis um 11 Uhr im überfüllten Frühstücksraum zu sein.
Den Sonntag hatten wir uns als den Tag ausgeguckt, an dem wir uns mal einen groben Überblick verschaffen wollten. Wir hatten den City-Pass Rome, mit dem wir nicht nur kostenlos in viele Museen hinein kamen und bei Kolosseum und Vatikan nicht in der Warteschlange stehen sollten, es war auch ein Gutschein für einen Tag mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus enthalten.
Los ging es an der Bushaltestelle am Kolosseum. Zwar wussten wir genau, für welchen Busanbieter unser Gutschein gültig war, aber da standen so viele Busse! “Rome Sightseeing” – “Vatican Garden Tours” – “I Love Rome” usw. Aber Michi hatte mal wieder den Überblick und hat ihren minderbemittelten Freund sicher in den richtigen Bus gelotst.
Erstes Highlight war der Circus Maximus. Wobei… zu Maria Himmelfahrt kam die Neuverfilmung von “Ben Hur” im Fernsehen, dessen furioses Finale – das legendäre Wagenrennen – auf eben diesem Circus Maximus stattgefunden hat. Viel ist von dieser historischen Stätte nicht mehr übrig geblieben. Keine Tribünen, keine Aufbauten, nur das Stadionrund der Rennbahn ließ sich noch erahnen. Trotzdem: zu seinen Glanzzeiten trafen sich hier bis zu 150.000 Römer. Das ist schon eine Hausnummer, selbst das Festival in Knebworth hat nur 125.000 Menschen Platz geboten.
Anschließend führte uns unsere Tour entlang der nördlichen Altstadt und kurz bevor wir mit der Rundtour wieder am Kolosseum angelangt wären, sind wir an der Piazza Venezia direkt vor dem Militärmuseum ausgestiegen, das von den Römern wegen seiner Bauform auch gerne “Schreibmaschine” genannt wird.
Anschließend bewegten wir uns wieder langsam in Richtung unserer Wohnung für einen kurzen Zwischenstop. Auf dem Weg lag aber noch der Palazzo del Freddo Giovanni Fassi, vermutlich für uns beide eine der tollsten Sehenswürdigkeiten. In den Bewertungen auf Google wird “Fassi” oft als die allerbeste Eisdiele in ganz Rom bezeichnet. Und ich kann sagen: ja, das stimmt! Von innen mutet der Laden erst mal wie eine Bahnhofshalle an, riesige Deckenhöhe und schön viel Platz.
Allein das schon ein erfrischender Unterschied zu vielen anderen kleinen Eisdielen, in denen man sich durchzwängen muss. Und was das allerbeste ist: vier Kugeln Eis haben nicht nur spottbillige 3,80 € gekostet, die “Kugeln” waren auch schön groß und suuuuperlecker! Bei Fassi wird nicht filigran mit einem Eiskugelformer portioniert wie hierzulande. Da sagt man, welche Sorte man will und dann holt der schaufelgroße Löffel das Eis aus der Auslage direkt in die Schale. Dem ganzen die Krone auf setzt aber natürlich der Geschmack. Als wir an unserem Abschiedsabend noch ein letztes Mal dort waren, löffelte ich gedankenversunken an meinem Eis und war mir ernsthaft sicher: “Andy, wenn Du in Deinem Leben nicht noch mal nach Rom kommst, wirst Du Dein Lebtag nie wieder so leckeres Haselnusseis essen.” Natürlich waren alle Sorten absolut der Hammer, aber ein so nussiges Eis – ohne Zusatzstoffe! – habe ich noch nie gegessen. Also: wer Rom wieder verlässt, ohne dort ein Eis gegessen zu haben, ist selbst schuld.
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, wollten wir uns noch einen weiteren Flohmarkt anschauen. Ich bin dabei davon ausgegangen, dass es sich wie bei uns um einen Flohmarkt mit vielen Anbietern an einzelnen Ständen handelt. Tatsächlich fanden wir aber einen riesig großen Laden vor, in dem es allerlei Gebrauchtes gegeben hat. Angefangen von Espressotassen über alte Möbel, Klaviere, Schallplatten, Bücher bis hin zu Schmuck und alten Lampen. Ein echtes Kuriositätenkabinett. Da konnte man schon ein wenig Zeit verbringen.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um dort noch ein wenig mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus zu fahren. Einfach ein wenig treiben lassen, dem Wuseln auf den Straßen zuschauen und sich mal nicht bewegen müssen. Mein linker Fuß war von der Männertags-Tour und ihren 20 Kilometern noch ein wenig mitgenommen und tat etwas weh, da wollte ich ihn schonen. Aber: an Schonung ist in Rom nun mal nicht zu denken. Auch an den Folgetagen haben wir immer mindestens 15.000 Schritte und somit mehr als 10 Kilometer zu Fuß absolviert. Sollte ich etwa so einen tollen Urlaub buchen und dann nur in der Wohnung hocken? Nix is!
Zuhause angekommen gab es dann ein echtes Gourmet-Abendessen. Eigentlich ja nichts Großes. Einfach eine gute, luftgetrocktene italienische Salami, Grana Padano in praktischer Würfelform und ein paar frische Oliven vom Markt. Ein echtes Geschmackserlebnis, das ich ganz intensiv genossen habe. Und selbst jetzt zuhause gewöhne ich mir gerade an, dass ich mir abends einfach mal ein kleines Stückchen Pecorino-Käse “auf die Faust” gönne (ist dem Grana Padano sehr ähnlich, allerdings aus Schafsmilch hergestellt). Den habe ich sehr lieb gewonnen und war sehr froh, dass er auch hierzulande in einem gut sortierten Supermarkt durchaus zu finden ist – wenn auch nicht immer komplett aus Schafsmilch.
Sollte man zuhause auch häufiger machen: einfach ein wenig pikantes Finger-Food, ab in den Garten und langsam vor sich hin schlemmen. Aus der Rubrik: “Was ich mir aus dem Urlaub für zuhause mitgenommen habe.”