Heute stand also der Besuch in der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Roms auf dem Programm: dem Kolosseum. Zum Glück hatten wir nicht nur ein “Skip the Line”-Ticket (sehr empfehlenswert!), sondern auch eine uns zugeteilte Besuchszeit um 11 Uhr. Entsprechend konnten wir gemütlich ausschlafen und in aller Ruhe frühstücken.
Auch wenn ich vom Frühstück wohl nie ein Foto gemacht habe, sei es doch mal kurz beschrieben. Während Michaela ihre mitgebrachten glutenfreien Knusperschnitten gemümmelt hat, habe ich mich auf “rustikalen Toast” spezialisiert. Will heißen: in fluffiges Brot, von der Konsistenz her wie normales Toastbrot, nur eben ein wenig dunkler mit vereinzelten Körnern. Normales Brot hätte es natürlich auch gegeben, aber Aufbackbrötchen sind in Rom nicht so verbreitet wie bei uns. Zuhause gibt es am Wochenende zum Frühstück selten etwas anderes, in Rom musste ich darauf verzichten. Belegt wurde der Toast dann mit edler italienischer Salami oder ein wenig Pecorino-Käse. Lecker, lecker. Dazu gab es dann einen Instant-Kaffee, einfach weil es bequemer war als jeden Tag die Kaffeemaschine anzuschmeißen. Leider war der absolut neuwertige Wasserkocher kaputt, so dass wir unser Kaffeewasser auf dem Gasherd kochen mussten. Aber auch das ist nach kurzer Zeit zu einem lieb gewonnenen Ritual geworden.
Die “Anreise” zum Kolosseum war sehr entspannt, denn wir konnten von unserer Wohnung innerhalb von 15 Minuten gemütlich dorthin spazieren. Dort angekommen war es mit der Stressfreiheit schnell vorbei: Unmengen von Menschen standen vor dem Kolosseum in diversen Schlangen. Zum Glück standen ja ganz viele Ordner bereit, gut zu erkennen an ihren “Tourist-Info”-Aufschriften auf ihren übergeworfenen Westen.
Stellt sich heraus: hier wären wir fast auf einen offensichtlich beliebten Touristen-Nepp hereingefallen. Ich sprach einen jungen Mann an, wo ich denn mit meinem Skip-the-line-Ticket den Einlass finden würde, ohne mich groß in die Schlange stellen zu müssen. Er erzählte uns dann: “Sorry, dass ich das jetzt so sagen muss, aber es gibt gar kein Skip-the-line-Ticket. Die sind gar nicht gültig. Sie müssen sich normal in die Schlange stellen. Ist doof, dass Ihnen das keiner gesagt hat, aber die einzige Möglichkeit ohne Wartezeit ins Kolosseum zu kommen, ist eine geführte Tour zu einer speziellen Uhrzeit. Die könnte ich Ihnen gern vermitteln…”.
Aha, so so. Moment mal. Bevor ich mir was andrehen lasse, schaue ich mir das ganze Treiben mal noch ein wenig näher an. Michaela hat sich vorsorglich schon mal in die lange Schlange gestellt, die uns das Versprechen von “mindestens 60 Minuten in der prallen Sonne warten” verkündete. Ich bin noch ein wenig umher gelaufen und habe dann einen Ordner an einem Eingang ohne Schlange angesprochen. Und siehe da: ein Skip-the-line-Ticket gibt es eben doch! Letztlich mussten wir einfach noch eine Viertelstunde an einem schattigen Plätzchen darauf warten, dass wir dann zu unserer reservierten Einlass-Zeit das Kolosseum betreten konnten.
Also: nicht auf die Sprüche dieser “Ordner” hereinfallen. Was anmutet wie ein offizieller Touristenführer der Stadt Rom ist einfach nur ein Touri-Jäger auf Provisionsbasis.
Im Kolosseum angekommen ließen wir uns erst mal einen Audio-Guide aushändigen, der bei unserem Ticket ebenfalls mit drin war. Ganz zu Beginn bin ich damit orientierungslos durch die Gegend gelaufen, bis wir irgendwann geschnallt hatten, dass einzelne Bereiche mit einem Audioguide-Symbol und einer Ziffer gekennzeichnet waren. Das erste Symbol zu finden war etwas schwer, aber dann ging es.
Bevor man sich dem imposanten Innenraum nähert, durchläuft man erst einen Ausstellungsbereich, in dem verschiedene Objekte zu bewundern sind. Angefangen mit einem Modell des Kolosseums:
Natürlich gab es auch im Kolosseum – wie an so vielen anderen Stellen in Rom – diverse Statuen als Ehrenmale für die Könige und Kaiser.
Und um das jetzt schon mal vorweg zu nehmen: der Innenraum des Kolosseums hat mich nicht wirklich geflasht. Das Kolosseum von außen zu sehen, so wie am Abend unserer Ankunft auch noch schön beleuchtet, das war echt ein toller Anblick. Aber einfach so der Innenraum mit seinen Mauern, hmmm. Da wehte für mich jetzt nicht unbedingt so der Wind der Geschichte. Anders war es da bei einem Ausstellungsstück, das wir vorab sehen konnten: ein namentlich reservierter Sitzplatz für den Senator Clodius Ablabius Reginus. Okay, persönlich kenne ich den nicht und habe auch noch nie von ihm gehört, aber was mich meistens mehr begeistert als fantastisch große Bauwerke sind eher die kleinen, alltäglichen Dinge, die früher zum Alltag der Menschen gehört haben. Wie eben dieser eine Sitz. Hier konnte ich mir bildlich vorstellen wie dort vor gut 1.600 Jahren ein ranghoher Senator die Spiele verfolgt hat. Das macht Geschichte für mich im wahrsten Sinne des Wortes “greifbarer”.
Ebenfalls eine nette Rand-Anekdote: als wir diese Überreste von Tieren gesehen haben (teils Schädel von Bären oder Hunden, die damals auf die Gladiatoren gehetzt wurden), stand neben mir ein englischsprachiger Guide, der eine spezielle Tour für Kinder gemacht hat. Sein Kommentar zu den ganz kleinen Knochen: “Those were like chicken wings, so the Romans had a kind of KFC, kids!” Und er wirkte dabei so begeistert, dass ich die Führung am liebsten mit ihm weitergemacht hätte als mit dem Audioguide auf einem schangeligen ausrangierten Smartphone…
Dann endlich war es so weit: das Innere des Kolosseums!
Tja nun. Dann hat man das jetzt gesehen. Klar, ist schon bewegend wenn man sich vorstellt, wie viele tausend Menschen hier waren und was für abscheuliche Spiele sie gesehen haben. Dennoch bleibe ich dabei. von draußen ist es weitaus schöner.
Im Shop habe ich dann noch eine schöne Espresso-Tasse gesehen. Auch wenn ich gar nicht vor hatte mir groß ein Souvenir mitzunehmen, so habe ich doch gedacht: wenn schon, dann sollte es eine Espresso-Tasse sein. Aus dem Land des Espresso, zumal ich gerade wieder auf den Geschmack gekommen bin und mir gerne nach Feierabend oder Abendessen ein kleines Tässchen im Garten gönne. Aber 120 € waren mir nicht nur zu viel, auch eine Tasse anstatt derer vier hätte mir gereicht. Der schöne optische Effekt, der sich daraus ergibt wenn man die Tasse im richtigen Winkel anschaut und sich die Untertasse spiegelt, war aber dennoch sehenswert.
Und dann bin ich noch über das hier gestolpert. Finde den Fehler…
Mit dem Kolosseum war unser Sightseeing für den Tag aber noch lange nicht beendet. Direkt daneben ging es weiter mit dem Forum Romanum und dem Palatin, dem ältesten bewohnten Hügel Roms.
Fassen wir das mal zusammen: den ungefähr 35°C Temperatur und den wenigen Schattenplätzen ist es geschuldet, dass ich für die Schönheiten dort kaum ein offenes Auge hatte. Natürlich weht auch ein Hauch der Geschichte über das Forum Romanum, den ollen Tummelplatz von Roms frühester Bevölkerung.
Und auch die Gartenanlagen des Palatin waren durchaus sehenswert. Luxus zeigte sich aber eben auch schon immer in den ausladenden Anwesen der Reichen und Mächtigen. Will heißen: bei der prallen Sonne war das Durchschlendern der riesigen Anlagen schon eine Herausforderung. Wahnsinn was da vor so vielen hundert Jahren alles schon gebaut wurde, mit welcher Genauigkeit gearbeitet wurde und was für ein gutes Verständnis für Statik damals schon geherrscht hat.
Zwei Highlights gab es dann aber doch noch, die kaum unterschiedlicher sein konnten. Zum einen hätten wir da die Hütte von Romulus, dem Gründer der Stadt Rom. Und Hütte ist hier wörtlich zu nehmen. Für so einen geschichtsträchtigen Ort, jenen Ort, an dem die Geschichte des Weltreiches begann, schon eher unscheinbar:
Ganz anders dann der Tempel des Romulus beim Forum Romanum. In all dem Trubel ein Ort der (relativen) Stille, mit einer schönen Deckenmalerei, wirklich Schönen Wandmalereien und einigen herausragend schönen Steinbüsten.
Wer nach dem Betreten des Bereiches “Forum Romanum/Palatin” rechts abbiegt und wieder in Richtung Kolosseum geht, der hat von hier oben noch mal eine schöne Möglichkeit, ein tolles Foto vom Kolosseum zu machen (Pro-Tip).
Auf dem Nachhauseweg ist mir dann auch noch ein ganz spezieller Kalender aufgefallen, vergleichbar vermutlich mit dem deutschen Pendant, dem Karpfen-Kalender:
Auf dem Weg nach Hause waren wir beide von der andauernden Sonne schon ziemlich geplättet. Also habe ich vorgeschlagen, dass ich noch mal allein zum Supermarkt um die Ecke gehe, um das nötigste zu kaufen. Tja, als jemand, der gerade den Büffel-Mozzarella und den Pecorino für sich entdeckt hat, hätte klar sein müssen, womit das endet…
Auch an diesem Tag sind wir wieder relativ früh in unserer Unterkunft gewesen und haben von “Rom bei Nacht” nichts mehr mitbekommen. Aber an diesem Tag hatten wir auch echt schon genug Strecke gemacht. Außerdem hatten wir am Folgetag einen recht frühen Termin, so dass wir mal lieber früh ins Bett gegangen sind. Was das für ein Termin war? Die Antwort gibt es im nächsten Rom-Logbucheintrag.