Ein weiterer unbeplanter Tag lag vor uns. Er begann wie üblich mit einem gemütlichen Frühstück, so dass wir dann passend zur einsetzenden Mittagshitze wieder etwas später auf Exkursion gegangen sind. Der erste Punkt auf unserer Tagesordnung (und eigentlich auch der einzige locker geplante): das Museo Leonardo Da Vinci Experience in der Nähe des Petersplatzes.
Die Anreise war schon deswegen spannend weil natürlich auch heute wieder an jeder Straßenecke Tour-Guides eine Führung durch den Vatikan verkaufen wollten. Ich weiß gar nicht, wie oft wir auf dem Weg von der U-Bahn bis zum Museum ein “Vatican – this way” gehört haben.
Nun denn, auch der Eintritt zur Da Vinci Experience war mit unserem City Pass schon bezahlt, ebenso wie die Audioguides, die wir uns geschnappt haben. Und der war mal echt spannend. Die bisherigen Audioguides in Kolosseum & Co. bestanden einfach aus ausgedienten Smartphones, auf denen eine spezielle App installiert war. Kopfhörer ins Ohr, an der richtigen Stelle die angeschlagene Nummer des Audioguides in die App eingeben und die Infos wurden angesagt. In der Da Vinci Experience haben wir jeweils ein komisches Gerät um den Hals gehängt bekommen, in dem auch die Kopfhörer eingesteckt wurden. Außerdem gab es eine einlaminierte schematische Darstellung des Museums, auf der auch die einzelnen Ausstellungsstücke zu erkennen waren. Ein Display hatte das Gerät aber nicht, sondern offensichtlich eine Art Scanner. Es war vom Prinzip her wie TipToy für Kids: mit dem Gerät auf ein Ausstellungsstück zeigen und schon fing der kluge Mann in unserem Ohr zu sprechen an. Einziger Nachteil: wir haben nur einen Plan bekommen, so dass wir beim jeweils anderen dann immer “schnorren” mussten, wenn man den Plan gerade mal nicht zur Hand hatte. Da man ja häufig in einem Museum getrennter Wege geht, weil den einen dieses, den anderen jenes Ausstellungsstück mehr interessiert, war das etwas suboptimal, aber durchaus machbar.
Und schon ging es los mit den fantastischen Erfindungen, die das Universalgenie Da Vinci sich erdacht hat. Vom Fallschirm über das Fahrrad bis hin zum Auto und einem Panzer war er ein echter Vordenker. Besonders begeistert hat mich seine mobile Brücke: einfach nur ein paar runde Holzbohlen, die an bestimmten Stellen Einkerbungen hatten. Aufgebaut konnte man damit fix eine Brücke über einen Fluss bauen, ohne weiteres Befestigungsmaterial! Das ganze Konstrukt stand mega-stabil einfach nur wegen seiner durchdachten Statik.
Nachdem wir uns die Erfindungen angesehen haben und an seinen Vorrichtungen zum Thema Hydraulik auch mal selbst ein wenig herumkurbeln konnten, ging es dann in den Bereich seiner Gemälde.
Besonders in diesem Bereich fand ich die Audiokommentare ganz hilfreich und hätte mir gerne noch ein paar mehr Infos gewünscht. Da wurden Erinnerungen an die alte ARD-Sendung “1000 Meisterwerke” wach.
Alles in allem ist mein Eindruck von der Da Vinci Experience aber ziemlich zwiegespalten. Zum einen fand ich es schade, dass sämtliche Ausstellungsstücke Replika waren. Nicht ein einziges originales Stück von Da Vinci findet sich hier. Dafür muss man wohl eher in das Da Vinci-Museum an der Piazza del Popolo gehen. Toll war natürlich, dass man hier teilweise die Arbeitsweisen der Modelle selbst ausprobieren konnte. Gerade Kinder standen gern davor und haben gekurbelt wie die Weltmeister. Schön wenn Kinder auf diese Art die Funktionsweise von Hydraulik im wahrsten Sinne des Wortes begreifen können. Aber dafür war zu wenig für Kinder geboten. Fünf bis sechs Geräte, an denen man kurbeln kann, bevor es dann in die Gemäldegalerie geht, die anteilsmäßig vermutlich ⅔ der Aufenthaltszeit in Anspruch nimmt. Das ist für Kinder absolut langweilig. Fazit: war okay, muss aber nicht.
Anschließend traten wir wieder hinaus in die Mittagshitze und spazierten ein wenig entlang des Tibers, vorbei an der Engelsburg, bekannt aus dem Film “Illuminati”.
Entlang des Tibers waren einige Gastro-Stände aufgebaut und Tische direkt am Ufer luden zum Verweilen ein. Da es ja schon Mittag durch war, haben wir beschlossen dort einzukehren und ein wenig den Rest des Tages zu planen. Aus dem geplanten Gläschen Wein ist dann doch eine richtige Mittagspause mit Essen geworden. Und da erwartete mich das abolute “Lowlight” des Urlaubs. Eine Pizza Margherita. Bei unserem kulinarischen Rundgang habe ich ja gelerent, wie diese Pizza entstanden ist und warum sie die Lieblingspizza der ehemaligen italienischen Königin war. Eben weil sie alle Farben der Flagge vereint: Rot (Tomate), weiß (Mozzarella) und grün (Basilikum, gut merken jetzt!).
Als ich dann meine Pizza Margherita bekommen habe, war mein erster Gedanke: “Was darf Satire?”
Klar, da war schon alles drauf, sogar das Basilikum. Aber mal ehrlich, ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen, oder?
Frisch gestärkt ging es dann in Richtung Piazza del Popolo. Ich hatte gesehen, dass es da angrenzend einen schönen Park gibt, in dem man vielleicht ein wenig verweilen kann. Zudem habe ich auf Fotos auch eine Aussichtsterasse gesehen, von der aus man auf den Platz und die Umgebung schauen kann. Das ist ja genau mein Ding.
Der Piazza del Popolo hat mir sehr gut gefallen. Da ist immer etwas los, wie durch Zufall spielte ein Straßenmusiker ausgerechnet “Shallow” von Lady Gaga & Bradley Cooper – eines von Michis Lieblingsliedern. Wenn es passt, dann passt es.
Nachdem wir ein wenig die Atmosphäre aufgesaugt hatten, gingen wir die Treppen hoch in Richtung der Villa Borghese. Damit konnte ich Michi natürlich wieder so richtig locken, schließlich handelt es sich hierbei um die extravaganten Gartenanlagen der Familie Borgia (wir erinnern uns: die Serie hat Michi verschlungen).
Aber bevor wir uns in die Gärten stürzten, wollte erst mal der Ausblick genossen werden.
Gut, die Gärten waren jetzt von der Akkuratesse nicht gerade mit den Herrenhäuser Gärten zu vergleichen, aber zumindest ebenso weitläufig.
Das Highlight war natürlich der große Teich, gesäumt von einem Pavillon mit kleinen Wasserfällen. Schon ein sehr beschauliches Bild, auch wenn Michi hauptsächlich Augen für die süßen kleinen Schildkröten hatte. 😉
Hier haben wir es uns dann auf einer kleinen Bank im Schatten der Bäume bequem gemacht und dem lustigen Treiben um uns herum zugeschaut. Unter anderem war dort anscheinend ein Kindergeburtstag im Gange, zumindest hat ein Mann gut zehn Kinder bespaßt und da jede neue Spielrunde mit einem lautstarken Anzählen bis 10 begonn, konnte ich meine italienische Zahlenkenntnis ein wenig vertiefen.
Anschließend ging es kurz in unser Apartment, um uns nach der Hitze des Tages ein wenig frisch zu machen. Für den Abend war dann unser letzter “Pflichttermin” in Rom geplant: eine Panorama-Busfahrt durch Rom bei Nacht.
Und hier muss ich echt eine kleine Warnung aussprechen. Gebucht hatte ich eine zweistündige Panoramafahrt in einem Bus, der uns von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren sollte. Da wir ja wussten, dass wir abends durch die Gegend chauffiert werden würden, waren wir tagsüber auch gut zu Fuß dabei und haben einiges an Strecke gemacht. Wie dumm müssen unsere Gesichter ausgesehen haben als uns dann der Organisator erklärte, dass die Tour aus einer Stunde Stadtführung zu Fuß und einer Stunde Busfahrt bestehen würde…
Da war die Laune dann erst mal auf einem Tiefpunkt. Unsere Gruppe für die Stadtführung war erfreulich klein: obwohl wir am Sammelpunkt wohl gut 15 Leute waren, wurden wir nur gemeinsam mit zwei Pärchen gesetzteren Alters unserer Stadtführerin zugeteilt. Problem: die beiden Pärchen waren leider Franzosen, so dass unsere Führerin alle Erklärungen immer auf Deutsch und Französisch durchsagen musste.
Aber ich wäre nicht die Frohnatur, die ich bin, wenn wir nicht das Beste aus der Situation gemacht hätten. Die Temperaturen waren zum Abend hin schon relativ mild, so dass der Spaziergang durch die verwinkelten Ecken Roms, durch die der Bus beileibe nicht durchgekommen wäre, auch nicht allzu anstrengend war. Und es hatte schon seinen Reiz, das eine oder andere noch mal im Abendlicht zu bewundern.
Erster Stop war ein weiteres Mal am Trevi-Brunnen. Von unserer Stadtführerin hatten wir Funkempfänger erhalten, an denen wir Kopfhörer anschließen konnten. So konnten wir uns immer schön frei bewegen und hatten trotzdem jederzeit ihre Erklärungen im Ohr. Da hat sich in den letzten Jahren ja in der “Tourismus-Technik” einiges getan.
Unser Weg führte uns vorbei am hell erleuchteten Pantheon bis hin zur Piazza Navona (um die wir bisher unbewusst immer einen großen Bogen gemacht hatten). Von dort aus ging es dann – nach gut 90 Minuten! – mit dem Bus weiter. Was nun folgte, war der wahre Hohn: der Busfahrer düste mit normaler Geschwindigkeit durch das inzwischen tatsächlich dunkle Rom. Nur leider viel zu schnell und ohne Halt, so dass wir nicht einmal halbwegs die Möglichkeit hatten, Fotos zu machen. Da der Bus recht leer war, hatte ich die Chance genutzt mich von Michi weg auf die andere Seite des Busses zu setzen, so dass wir “Panorama-Fotos” aus beiden Seiten des Busses heraus machen könnten. Tja nun. Das war wohl nichts. Nach kürzester Zeit war mir klar, dass wir bei dem Tempo keine auch nur halbwegs anständigen Fotos machen könnten. Also habe ich mich wieder zu meiner Liebsten gesellt, sie in den Arm genommen und den Rest der Busfahrt so gut genossen, wie es nur irgend ging.
Ich darf mal zusammenfassen: gebucht waren zwei Stunden Busfahrt, angekündigt wurde uns eine Stunde Busfahrt und erhalten haben wir letztlich gut 20 Minuten mit einem Bus, der keinerlei Stops (außer an Ampeln) gemacht hat. Da würde ich schon fast von Touristen-Nepp sprechen.
Als uns der Bus dann in der Nähe des Kolosseums abgesetzt und sich unsere Reisegruppe aufgelöst hatte, sind wir noch gemeinsam mit unserer Führerin um das Kolosseum gegangen und haben so noch ein paar Infos erhalten, die wirklich neu waren. Oder wusste sonst noch jemand, dass vor hunderten von Jahren die Sport-Arena zur Textilfabrik umfunktioniert wurde?
Da wir sonst ja meistens nach den Spaziergängen in der brütenden Hitze Roms einfach zu platt gewesen sind, um auch noch abends etwas zu unternehmen, wollten wir, dass dieser Abend nun noch nicht zuende ein sollte. Also stiegen wir einfach in die U-Bahn und ließen uns irgendwo wieder rausfallen. Als wir dann an der Station Pyramide ausgestiegen waren, fanden wir leider nichts wirklich erkundenswertes vor – außer vielleicht die Pyramide.
Um nun nicht noch weiter durch die Gegend zu irren, bestiegen wir die nächstbeste Straßenbahn in Richtung Apartment und fuhren mit der feierwilligen Freitagsabend-Bevölkerung noch ein wenig umher.