Noch ein Tag zur freien Verfügung. Nichts stand auf unserem Zettel und wir wollten uns einfach noch ein wenig treiben lassen. Als erstes stand der obligatorische Souvenirkauf auf dem Programm.
Da gab es so einiges an Kuriositäten zu entdecken.
Insbesondere die kleinen Smart fand ich putzig. Denn eines ist mir in Rom mächtig aufgefallen: wie viele Smart es hier gibt. Klar: Rom ist eine Stadt und der Smart ist ja nun mal ein typisches Stadt-Auto, aber in dieser Häufigkeit habe ich dieses Modell noch nirgends gesehen. Man konnte kaum mal den Blick eine befahrene Straße entlang schweifen lassen, ohne nicht mindestens einen Smart zu erblicken. Er war meiner Meinung sogar noch häufiger zu sehen als der kleine traditionelle Mini-Fiat.
Nachdem wir uns mit Andenken gut eingedeckt hatten, ging es in Richtung “Schreibmaschine”. Dieses imposante Gebäude, das ein Militärmuseum beinhaltet, hat uns schon die anderen Tage immer mal wieder begleitet. Heute sind wir dann endlich mal die vielen Treppen empor gestiegen, um von dort oben auf die Piazza Venezia zu schauen.
Nach einem schweifenden Blick über die Dächer Roms sollte es dann mit dem Bus weitergehen. Was man beim Herumschlendern gar nicht so gemerkt hat: wenn man lange an der Bushaltestelle in der Sonne steht, ist die Hitze doppelt so drückend wie normal. Dumm, wenn dann auch noch der Bus lange auf sich warten lässt. Die Laune fing langsam an ein wenig zu kippen, aber als wir dann an “Michis Brunnen” aus dem Bus gestiegen waren, war das Lächeln auf dem Gesicht wieder schön breit.
Von hier aus haben wir uns dann durch ein paar schöne, typisch römische Nebenstraßen bis zur Spanischen Treppe durchgeschlagen. Die hat es mir ja nun am meisten angetan und bisher habe ich meinen profanen Traum noch nicht erfüllen können, einfach einmal auf der Spanischen Treppe zu sitzen und dem Trubel zuzuschauen. Today is the day! Erwähnte ich schon die pralle Mittagssonne, die uns ordentlich auf den Pelz schien? Immerhin war unsere Wasserflasche gerade frisch an einem der vielen Brunnen aufgefüllt worden, so dass wir der Dehydrierung trotzen konnten.
Es sollte natürlich möglichst ein Platz im Schatten sein. Auf einer Treppe. Unter freiem Himmel. Ohne Dach. Ist klar. Naja, wir haben es dann doch tatsächlich geschafft, uns einen kleinen Platz an der Seite zu erkämpfen, so dass wir im Schatten des marmornen Geländers sitzen konnten. Ich finde das ja echt spannend, wie so viele Menschen aus so vielen Kulturen da unten stehen und jeder einzelne von ihnen das Smartphone zückt, um ein, zwei, drei Foto(serien) zu machen.
Gerade schon kurz erwähnt, eine der Sachen, die mich an Rom am meisten begeistert haben und die auch von anderen Großstädten gerne übernommen werden kann: die vielen öffentlichen Brunnen. Im gesamten Stadtgebiet gibt es dutzende Brunnen, an denen man seine Wasserflasche mit schön kaltem Trinkwasser auffüllen kann. Im ersten Moment wirkt das komisch. Schließlich ist man es ja auch diversen Urlauben im mediterranen Raum gewohnt, sich zu allererst mit Wasser aus dem Kanister oder einer Flasche auszustatten. Bloß nicht aus dem Wasserhahn trinken, maximal zum Ausspülen nach dem Zähneputzen. Aber: das römische Wasser ist echt trinkbar, schmeckt sogar ganz gut. Gerade an solchen Tagen bei Temperaturen jenseits der 30°-Marke ist das echt klasse. Und was das an Müll einspart (das ist in Rom noch mal ein anderes Thema…).
Besonders toll wenn man seine Trinkflasche sogar direkt am Brunnen vor der Spanischen Treppe wieder auffüllen kann.
Nach einer Weile machten wir uns wieder auf den Weg und wollten noch einen Ort besuchen, den wir besonders schön fanden: die Piazza del Popolo. Und so ließen wir uns an diesem Samstagnachmittag einfach ein wenig treiben, schlängelten uns durch die kleinen Straßen und haben so noch mal ordentlich Strecke gemacht. Nachdem wir kurzzeitig getrennter Wege gingen (der Herr wollte ein irdisches Bedürfnis befriedigen, die Dame wollte die freie Zeit zum Schaufensterbummel nutzen), trafen wir uns wieder und Michi fragte, ob ich mir nicht ein kleines Kirchenkonzert anhören wollte. Klar! Geht immer! Eine meiner allerschönsten Reise-Erinnerungen ist schließlich ein Besuch in der Kirche Sacre Coeur in Paris, wo gerade ein paar Nonnen christliche Chöre gesungen haben. Überwältigend schön. Vielleicht gibt es sowas auch in Rom?!
Gibt’s! Direkt an der vielbefahrenen Via del Corso fand sich die Kirche San Marcello, in der man dem lauten Trubel entfliehen konnte. Vorne im Altarbereich standen vier Frauen, die offensichtlich für den Pfingst-Gottesdienst am nächsten Tag ihre Generalprobe absolviert haben. Mal spielte nur eine Violone, dann sangen die vier Frauen in beeindruckender Weise. Ich habe einfach mal versucht das mit dem Handy aufzunehmen. Echt ein toller Moment, um ein wenig zu sich zu finden.
Danach ging es so langsam in Richtung Wohnung. Dort hieß es “Frisch machen für das Abschieds-Essen”. Das habe wir dann in einer nahegelegenen Trattoria eingenommen. Besonders spannend: kaum hatten wir die Bestellung aufgegeben, schon erschien ein Kellner mit einem kleinen Beistell-Tisch, der unsere Tischfläche erweitert hat. Hatten wir echt so viel bestellt?!?!!
Ja, es wäre auf dem Tisch schon ziemlich eng geworden. Aber Hauptsache es war lecker, und das war es. Für mich gab es vorab Bruschetta und eine Vorspeisenplatte, die ich mir mit Michi geteilt habe. Anschließend gab es leckere Raviolo, für Michaela Hühnchenbrust in Zitronensauce. Träumchen!
Wenn ich etwas aus Rom vermisse, dann das tolle, bewusste Essen. Den Nachtisch gab es dann aber nicht im Restaurant, sondern in unserer Stamm-Eisdiele. Und da musste ich mir echt fast ein kleines Tränchen verdrücken. Gedankenverloren ließ ich ein wenig Haselnuss-Eis auf meiner Zunge zergehen und dachte: “Andy, mal ernsthaft: wenn Du nicht wieder nach Rom kommst, dann wirst Du Dein Lebtag nicht wieder so leckeres Haselnuss-Eis essen. Schokolade, schön und gut, das können viele. Aber dieses Haselnuss-Eis, das ist echt schon Kunst.” Tja nun. Vielleicht war die in den Trevi-Brunnen geworfene Münze ja doch ein Zeichen!?