Als ich den Trailer gesehen hatte war klar: den willst Du unbedingt sehen. Die digitale Nachbearbeitung hat mich wirklich beeindruckt. Bisher kennt man Filme aus der Kaiserzeit nur in schlechter Qualität. Vor allem die zumeist unnatürliche Geschwindigkeit der Körperbewegungen sorgen dafür, dass man alles sehr distanziert sieht. Peter Jackson ist es mit diesem Film aber gelungen, diese Distanz aufzulösen. Auf einmal bewegen sich alle Soldaten, Pferde und Panzer ganz natürlich, zudem noch sehr gut nachkoloriert. So gewinnt man tatsächlich einen ganz neuen Blick auf die Geschehnisse von vor über hundert Jahren.
Warum der Film bei mir dann doch nicht zu einer Bestwertung kommt, hat dreierlei Gründe. Zum einen sollte es sicherlich der Dramaturgie dienen, dass tatsächlich nur die Filmszenen von den Schlachtfeldern sichtbar digital aufbereitet wurden. Zu Beginn erlebt man die Kriegsvorbereitungen und die Soldatenausbildung ebenso in Schwaz-Weiß wie die Filmaufnahmen nach Kriegsende. Kann man machen, aber ich hätte es schön gefunden, wenn mir der Film auch in diesen Szenen die bekannten „zappeligen“ Bilder erspart hätte und alles viel greifbarer gewesen wäre. Zweitens hatte ich eigentlich erwartet, dass die Filmaufnahmen nicht nur in der Geschwindigkeit angepasst und nachkoloriert wären, sondern auch auf HD-Qualität gerendert wären. Zugegebenermaßen ist das Jammern auf hohem Niveau. Was ich aber tatsächlich erhofft hätte (und damit kommen wir zu drittens): dass es eine Synchronisation gäbe. Der gesamte Film ist mit Originalaufnahmen von britischen Veteranen des Ersten Weltkrieges unterlegt. Viele von ihnen sind wegen ihres Akzents (oder auch des Alters?) oftmals nur schwer zu verstehen. Um die sehr interessanten Erzählungen umfänglich zu verstehen, muss ich also oft auf die Untertitel schauen, die mich dann von den erschütternden Bildern ablenken. Da hätte ich es gerne in kauf genommen, wenn die Original-Stimmen durch deutsche Synchronsprecher ersetzt worden wären.
Alles in allem ist „They Shall Not Grow Old“ aber ein durchaus sehenswerter Film, der ein historisches Ereignis aus einer neuen Perspektive zeigt. Die Erzählungen der Veteranen sind überdies so detailliert, dass der Film auch ohne die digitale Überarbeitung genug „Nährwert“ gehabt hätte. Ich zumindest habe noch so einiges über das Leben an der Front gelernt.