Howard Ratner (Adam Sandler) hat ein Problem: Schulden bei einem fiesen Kerl. Den großen Clou erhofft er sich von einem Opal, den er direkt von Minenarbeitern aus Äthiopien geordert hat. Eben diesen Opal möchte er für das Zigfache des Kaufpreises weiterverkaufen. Am liebsten an Kevin Garnett, seines Zeichens Basketball-Profi bei den Boston Celtics, denn der vermutet in dem Stein seinen Glücksbringer für die laufende Saison. Doch es kommt natürlich alles anders und der Deal geht nicht so reibungslos über die Bühne.
In einem Tweet wurde mir der frisch auf Netflix veröffentlichte Film als erstes Meisterwerk der 20er Jahre verkauft. Noch bin ich etwas unsicher, ob ich dem zustimmen kann. Immerhin: Adam Sandler dreht hier richtig auf und zeigt, dass er tatsächlich ein ernst zu nehmender Darsteller ist (zuletzt so gesehen in „Die Liebe in mir“ aus dem Jahr 2007). Er gibt den Howard als sympathischen Verlierertypen mit einem losen Mundwerk. Keine Minute vergeht, in der er nicht Hinz und Kunz davon überzeugen will, dass irgendein Plan funktioniert und sie bald „ganz sicher“ ihr Geld wiedersehen. Allerdings muss ich gestehen, dass Sandler dabei so in Redelaune kommt, dass einem fast die Ohren brummen. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.
Ganz anders hingegen der Soundtrack: der könnte tatsächlich dafür sorgen, dass man „Uncut Gems“ als Meisterwerk bezeichnen könnte. Der gesamte Film ist mit oftmals sphärischer Synthesizer-Musik unterlegt, was zuweilen ein wenig an „Stranger Things“ erinnert – und nur in den seltensten Fällen wirklich passgenau zur aktuellen Szene passt. Während in anderen Filmen die Musik sekundengenau einsetzt oder ihren Höhepunkt erreicht, fühlt sich die Musik von Daniel Lopatin eher so an, als würde der Film mit trägem Käse überbacken. Aber wir alle wissen, dass Dinge durch das Überbacken mit Käse durchaus besser werden. So auch hier: wirkt die Musik zwar nicht oft stimmig, so unterstreicht sie aber dennoch die Atmosphäre sehr gelungen.
„Uncut Gems“ ist keine Geschichte eines charmanten Gewinner-Typen, der Frauen um den Finger wickelt und dessen Pläne immer haargenau aufgehen. Es ist eher die Geschichte eines vollumfänglichen Scheiterns, eines Gerade-noch-so-mit-dem-Kopf-über-Wasser-Haltens, einer totgelaufenen Ehe und einer attraktiven Liebhaberin. Garniert mit Cameo-Auftritten von NBA-Star Kevin Garnett und Musiker The Weekend wird daraus ein durchaus sehenswerter Film, dem man irgendwie anmerkt, dass Regie-Legende Martin Scorsese als Produzent die Finger mit im Spiel hatte.