Eigentlich hatte ich ja den guten Vorsatz im neuen Jahr wieder mehr zu schreiben. Was ich nun merke: von nix kommt nix! Deswegen will ich wieder verstärkt Filmkritiken schreiben (ein, zwei neue sind es ja schon geworden) und auch sonst wieder regelmäßiger meine Rückblicke machen, egal ob sportlich oder medial. Der Januar 2020 ist da vielleicht nicht der allerbeste Monat, denn sehr abwechslungsreich war er nicht. Dennoch gibt es immerhin eine kleine Serien-Empfehlung.
Scandal (Amazon Video)
Die Serie hatte ich schon lange auf dem Schirm, weil ich mir erhofft hatte, dass sie ein wenig wie „The Good Wife“ ist: intelligent geschrieben mit tollen Darstellern, teils komplexen Handlungssträngen und auf einer Prise Humor. Ich sollte nicht enttäuscht werden.
In „Scandal“ verfolgen wir das Geschehen rund um die „Kanzlei“ von Olivia Pope. So eine richtige Kanzlei ist es nicht, denn dort arbeiten keine Rechtsanwälte. Pope ist vielmehr eine erfolgreiche PR-Managerin, die unter anderem Fitzgerald Grant die US-Präsidentschaft eingebracht hat. Als frühere Mitarbeiterin des präsidialen Stabes hat sie natürlich ein weitreichendes Netzwerk von einflussreichen Personen aufbauen können. Inzwischen ist sie nicht mehr für das Weiße Haus tätig, sondern wird immer dann eingeschaltet, wenn Politiker oder andere Prominente einen Skandal vertuschen müssen. Ihr Team fängt an zu recherchieren und Pope legt sich die beste PR-Strategie zurecht. Der Kontakt zum Weißen Haus ist aber nie wirklich abgebrochen, denn der US-Präsident ist die Liebe ihres Lebens (und dummerweise verheiratet).
Man kann schon fast sagen, dass wir diese Serie richtig „gefressen“ haben. Seit Jahresbeginn haben wir fast fünf Staffeln durch, die meisten mit über 20 Episoden a 40 Minuten. Und auch wenn mir das Thema „Affäre mit dem Präsidenten“ ab und an ein wenig auf den Keks geht, so versöhnen mich doch die vielen tollen Charaktere mit der unnötig aufgebauschten Love-Story. Besonders Cyrus Beene, gespielt vom wunderbaren Jeff Perry, als homosexueller Stabschef hat es mir besonders angetan. Bis über alle Grenzen loyal geht er für das Wohlergehen des Präsidenten auch mal über Leichen, hat aber auch immer wieder eine verletzliche Seite, so dass man ihn trotz allem irgendwie ins Herz schließt.
Auch die Geschehnisse im Weißen Haus kommen natürlich nicht zu kurz, wobei das Ränkespiel in seiner Komplexität sicherlich nicht an „House Of Cards“ heranreicht. Immerhin: gerade in der fünften Staffel, in der Republikaner und Demokraten auf der Suche nach ihrem Präsidentschaftskandidaten sind, kriegt man ein gutes Gefühl dafür, was es in der wahren Welt gerade mit diesen ganzen Vorwahlen wie jüngst in Iowa und New Hampshire auf sich hat. Daher gibt es von mir eine echte Seh-Empfehlung.
Stromberg (Netflix)
Na, zu „dem Papa“ braucht man ja eigentlich gar nichts mehr sagen, oder? Ich hatte mir die komplette Serie auf mein Tablet gepackt und mit ins Krankenhaus genommen. Und: Herr Stromberg hat mich sehr schön von meinen Schmerzen abgelenkt. So sehr, dass ich trotz allem sogar teils lauthals lachen musste. Zum Glück war ich schnell wieder aus dem Krankenhaus raus, so dass ich den Rest nun zuhause schauen kann. Dummerweise endet die Lizenz bei Netflix am 29.02.20, so dass ich da jetzt leider erst mal keine Empfehlung für aussprechen mag. Aber die Serie an sich ist über jeden Zweifel erhaben, reicht sie doch schon halbwegs an den tatsächlichen Irrsinn heran, mit dem man es im Büro zu tun hat.
Lost in Space, 2. Staffel (Netflix)
Die erste Staffel rund um die Weltraum-Abenteuer der Familie Robinson hat uns sehr gut gefallen (ein ausführliches und empfehlenswertes Review dazu hat der Wortvogel seinerzeit geschrieben), so dass die zweite Staffel natürlich gesetzt war, kaum dass sie erschienen ist. Und auch in der zweiten Season ist „Lost in Space“ ein sehr unterhaltsamer Mix aus Abenteuern, Daumendrücken, ein wenig Familienkram und dank der kostspieligen Produktion auch einiger Schauwerte.
The Orville (Serie, Amazon Video)
Schon oft habe ich von der Serie gehört, die von vielen als das bessere „Star Trek“ (im Vergleich zu Star Trek Discovery) abgefeiert wurde, inzwischen ist sie auf Amazon Video erhältlich. Und ja, ich muss sagen: das ist ein sehr beschwingter Mix. Schon die ersten Minuten gehen mit einem tollen Lacher los, der die Marschrichtung vorgibt: Captain Mercer (Seth MacFarlane) erwischt seine Frau Kelly (Adriane Palicki) mit einem Außerirdischen im Bett und trennt sich von ihr. Ein Jahr später bekommt er das Kommando über ein Schiff, muss seine Frau aber als Ersten Offizier ertragen. Auf der einen Seite hat der ertappte Seitensprung leidliche Pups-Komödien-Qualitäten, die Auswirkungen hingegen geben den Charakteren eine gewisse Tiefe. Auch die einzelnen Episoden, die immer eine abschließende Handlung beinhalten, sind ein schöner Mix aus Komik, Satire bis hin zu ernsthaften moralischen Fragen. Wer „The Orville“ einfach nur in die Klamauk-Schublade packt, macht es sich definitiv zu einfach. In der Ausgestaltung der einzelnen Episoden erinnert es tatsächlich mehr an das originale „Star Trek“ als der „Discovery“-Ableger bei Netflix.