Filmkritik: „The Six Triple Eight“ – ★★★★★
Historisch wenig bekannter Fakt: während des zweiten Weltkrieges bereiteten sich auch einige schwarze US-Amerikanerinnen auf ihren Einsatz an der europäischen Front vor. Als Schwarze litten sie unter Repressionen, und als Frauen wurde ihnen der Dienst an der Waffe erst recht nicht zugetraut. Stattdessen bekamen sie einen ganz anderen Auftrag: da sämtliche Logistik der Alliierten für die Versorgung der Truppen an der Front benötigt wurden, stand es um die Feldpost nicht zum Besten: weder erreichten Briefe der Familie die Söhne an der Front, noch bekamen die Familien in der Heimat jemals Post von den Frontlinien. Als letztlich erkannt wurde, dass die Moral der Truppe darunter leidet, bekam das 6888. Battallion, bestehend aus schwarzen Frauen, den Auftrag, die Postrückstände in Frankreich aufzuarbeiten und sowohl die Soldaten als auch deren Familien zuhause mit Post zu versorgen. Anhand einer jungen schwarzen US-Amerikanerin, die ihren Liebsten an der Front verloren hat und daraufhin „gegen Hitler“ kämpfen will, wird die Geschichte dieses Battallions erzählt.
Puh, unerwartet schwere Kost war dieser Film für mich. Er ist sicherlich weniger blutig als so manch anderer Kriegsfilm, den wir in den vergangenen Jahren zu sehen bekamen („Im Westen nichts Neues“ oder „Der Hauptmann“), aber das Thema hat mich voll erreicht, zumal ich mir über die Wichtigkeit von Feldpost noch nie Gedanken gemacht habe. Der Film hat eine Erzählstruktur, die mich an die guten alten Spielberg-Filme erinnert: viele sympathische Charaktere müssen sich den Herausforderungen stellen, erleben Schlimmes, halten zusammen und können in manchen Momenten trotz großer Misere auch mal lachen.
Schon auf der Hinfahrt in das Ausbildungslager habe ich mich darauf gefreut, wie aus diesen vielen unterschiedlichen Ladies eine eingeschworene Truppe werden würde. Und ich wurde nicht enttäuscht: der Zusammenhalt der Frauen – gerade auch gegenüber den Ressentiments der weißen Männer – ist glaubhaft und bewundernswert. Komplettiert wird die Riege durch eine hervorragende Vorgesetzte, gespielt von Kerry Washington. Sie vermag es ihrer Rolle eine große Tiefe zu verleihen. Man nimmt ihr sowohl die Rolle des knochenharten Vorgesetzten ab, die sich als Schwarze in einer weißen Welt zu behaupten weiß; ebenso zeigt sie eindrucksvoll, dass sie das Herz am rechten Fleck hat. Und insgeheim weiß ich auch schon, welche Szenen des Films bei einer möglichen Oscar-Nominierung während der Verleihung gezeigt werden können.
Kurzum: der Film hat mich von der ersten Minute an gepackt und nicht mehr los gelassen. Endlich mal wieder ein Film, der mich oftmals zu Tränen gerührt hat. Spätestens mit Beginn des Abspanns, in dem die echten Frauen des Battallions 6888 vorgestellt werden.