Filmkritik: „Onboard the Transcontinental Race“, 2019 – ★★★
Das „Transcontinental Race“ ist ein sogenanntes „self-supported“ Radrennen, quer durch Europa. Heißt: die Teilnehmer haben keine Crews, die sie begleiten, mit Essen und Trinken versorgen und im Fall einer Panne schnell ein Ersatzfahrrad vom Anhänger holen. Hier ist jeder auf sich selbst gestellt. Jeder versorgt sich selbst – oder eben nicht – und jeder Platte muss von den Teilnehmern in den misslichsten Situationen selbst behoben werden. Der Film ist bei drei Transcontinental Races in den Jahren 2016 bis 2018 entstanden und gibt sowohl Eindrücke von der Tour an sich als auch von der Organisation hinter diesem jährlich einmal stattfindenden Event.
Es ist schon recht verwegen wenn man versucht ein Radrennen mit gut 4.000 Kilometern in eine Film von noch nicht mal einer Stunde zu packen. Und so gelingt es auch nur zum Teil: man erfährt, dass dieses Rennen vom Ultracycler Mike Hall ins Leben gerufen wurde. Als dieser 2017 mit seinem Rad verunglückte und starb, schlossen sich ehemalige Teilnehmerinnen zusammen, gründeten die Organisation „Lost Dot“ und organisierten das Rennen in seinem Sinne weiter. Ein gutes Beispiel dafür, wie Radfahren Menschen vereint – auch wenn sie auf der Strecke allein und quer verstreut unterwegs sind.
Was das tatsächliche Rennen angeht, so bleibt die Dokumentation hier leider viel zu oberflächlich. Nur wenige Teilnehmer werden häufiger als einmal gezeigt, so dass man kaum die Möglichkeit hat, mit ihnen mit zu fühlen. Bewegendster Moment: ein Fahrer, der im Vorjahr aufgeben musste, erreicht ein Ziel und schaut von einem Berg auf ein atemberaubendes Panorama. Sowohl von der eigenen Leistung als auch vom Anblick der Natur vollkommen überwältigt, beginnt er zu weinen. Schon so ein starker Moment, stärker wäre er allerdings dann, wenn man miterlebt hätte, welche mühsamen Situationen er zumindest in diesem Rennen erlebt hätte.
So fängt der Film zwar viele Schlüsselmomente an Start und Ziel ein; die Erlebnise auf der Strecke bleiben allerdings großteils auf ebendieser. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Aber für detailliertere Schilderungen bleibt ja zum Glück YouTube. Als kleiner Appetizer taugt der Film immerhin ganz gut.
from Letterboxd – Andreas Waschk https://ift.tt/XIbOH3m